Hartnäckiges Vorurteil

21. Januar 2025

Warum hält sich unter Muslimen so hartnäckig das Vorurteil, der Koran behaupte, Juden und Christen hätten die Bibel verfälscht, obwohl der Koran in vielen Suren das Gegenteil sagt? Hier die Antwort von ChatGPT :

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Das Vorurteil, dass der Koran sage, Juden und Christen hätten die Bibel verfälscht, hält sich unter Muslimen aus einer Kombination von historischen, theologischen und interpretativen Gründen so stark. Dabei zeigt ein genauer Blick in den Koran, dass viele Verse tatsächlich eine Wertschätzung der jüdischen und christlichen Schriften erkennen lassen. Dieses Missverständnis hat sich jedoch über Jahrhunderte in der muslimischen Theologie und Tradition verfestigt. Hier eine detaillierte Analyse der Gründe:

1. Was sagt der Koran wirklich über die Bibel?

  • Anis Coquelet, aufgeschlagener Koran auf FenstersimsDer Koran erkennt wiederholt die Offenbarungen an, die den Juden und Christen gegeben wurden:
    • Tora (Taurat): „Wir haben die Tora herabgesandt, in der Rechtleitung und Licht ist“ (Sure 5:44).
    • Evangelium (Injil): „Und Wir liessen ihnen Jesus, den Sohn Marias, folgen […] und gaben ihm das Evangelium, in dem Rechtleitung und Licht ist“ (Sure 5:46).
    • Psalmen (Zabur): „Und Wir gaben David die Psalmen“ (Sure 17:55).
  • Es gibt Verse, die Juden und Christen auffordern, nach ihren eigenen Schriften zu urteilen:
    • „Lass die Leute des Evangeliums nach dem urteilen, was Allah darin herabgesandt hat“ (Sure 5:47).
    • „O Leute der Schrift, ihr habt nichts, solange ihr nicht die Tora, das Evangelium und das herabgeschickte Buch Gottes (Koran) haltet“ (Sure 5:68).

Diese Verse legen nahe, dass der Koran zumindest zur Zeit seiner Offenbarung die heiligen Schriften der Juden und Christen als authentisch und gültig betrachtete.

2. Woher stammt das Vorurteil der Verfälschung?

Das Missverständnis, dass der Koran die Verfälschung der Bibel unterstellt, kommt aus einer bestimmten Interpretation bestimmter Verse sowie aus späteren theologisch-historischen Entwicklungen:

a) Koranische Verse über die „Tahrif“ (Verfälschung)

Der Koran spricht tatsächlich von einem Konzept, das als Tahrif (Verfälschung) bezeichnet wird. Dabei wird jedoch nicht eindeutig gesagt, dass der Text der Bibel selbst verfälscht wurde. Vielmehr wird Folgendes kritisiert:

  • Verzerrung durch Interpretation: „Sie verdrehen die Worte von ihren Stellen“ (Sure 4:46, Sure 5:13).
    • Diese Verse beziehen sich auf Juden, die den Sinn bestimmter Gebote oder Texte falsch interpretiert oder absichtlich verzerrt hätten.
  • Verheimlichung: „O ihr Leute der Schrift, warum verhüllt ihr die Wahrheit mit Falschheit und verbergt die Wahrheit, wo ihr sie doch kennt?“ (Sure 3:71).
    • Hier wird der Vorwurf erhoben, dass Teile der Schrift absichtlich verborgen oder nicht offenbart wurden.

Wichtiger Punkt: Der Koran selbst macht keinen direkten Vorwurf, dass der Text der Tora oder des Evangeliums verändert wurde. Die Kritik richtet sich eher an die Lesarten und das Verhalten der Gelehrten.

b) Früh-islamische Polemik

Nach dem Tod des Propheten Muhammad entwickelten sich Debatten zwischen Muslimen, Juden und Christen. Da es theologische Unterschiede gab (z. B. Trinität, Göttlichkeit Jesu), griffen muslimische Gelehrte zunehmend die Vorstellung auf, dass die biblischen Texte verfälscht seien. Dies half, den Widerspruch zwischen Koran und Bibel zu erklären.

c) Einfluss späterer Gelehrter

  • Frühe muslimische Gelehrte wie Tabari und Ibn Kathir betonten die Idee der Verfälschung durch Interpretation und Handlung, nicht durch Änderung des Textes.
  • Später jedoch vertraten Gelehrte wie Ibn Hazm (11. Jahrhundert) die Ansicht, dass die Bibeltexte selbst verändert worden seien. Ibn Hazm versuchte, Widersprüche zwischen Koran und Bibel durch die Annahme einer Textverfälschung zu erklären.

3. Warum hält sich dieses Vorurteil so stark?

  • Theologische Absicherung:
    • Der Glaube, dass die Bibel verfälscht sei, stützt die islamische Lehre, dass der Koran die letzte und reinste Offenbarung ist.
    • Würden Juden und Christen als im Besitz authentischer göttlicher Schriften angesehen, könnte das die Exklusivität des Korans infrage stellen.
  • Historische Konkurrenz:
    • Im Kontext der Expansion des Islam und des Kontakts mit christlichen und jüdischen Gemeinschaften war die Betonung der Überlegenheit des Korans eine logische Reaktion auf religiöse Konkurrenz.
  • Mangelnde Kenntnis der biblischen Texte:
    • Viele Muslime haben wenig direkten Zugang zu den Texten der Bibel. Daher werden Vorurteile über den angeblich verfälschten Text oft unreflektiert übernommen.
  • Beliebtheit apologetischer Argumente:
    • Muslimische Apologeten (Verteidiger des Islam) verwenden das Argument der Verfälschung oft in Debatten mit Christen. Es ist ein einfaches Argument, um Unterschiede zwischen Koran und Bibel zu erklären, ohne sich mit den Texten tiefer auseinanderzusetzen.

4. Koranische Perspektive: Die „Bewahrung“ der Schrift

  • Der Koran betont an mehreren Stellen, dass Gottes Wort nicht verändert werden kann:
    • „Es gibt keinen, der die Worte Gottes abändern könnte“ (Sure 6:34, Sure 6:115).
  • Dies spricht eigentlich gegen die Vorstellung einer vollständigen Verfälschung der Bibel und deutet darauf hin, dass die jüdischen und christlichen Schriften in ihrem Kern bewahrt sind.

5. Ein Weg nach vorne: Interreligiöse Perspektive

  • Differenzierte Lektüre: Muslimische Gelehrte und Laien könnten durch eine genaue Analyse des Korans erkennen, dass der Text die früheren Schriften eher würdigt als abwertet.
  • Dialog: Interreligiöse Gespräche können helfen, Missverständnisse über den Status der Bibel im Islam abzubauen.
  • Studium der Bibel im islamischen Kontext: Eine wachsende Zahl moderner muslimischer Theologen, wie z. B. Mustafa Akyol, betont die Bedeutung einer wertschätzenden Haltung gegenüber der Bibel als Teil der göttlichen Offenbarung.

Fazit

Der Koran selbst behauptet an keiner Stelle klar, dass die Texte der Bibel verfälscht wurden. Stattdessen richtet sich seine Kritik gegen Fehlinterpretationen und das Verhalten einiger Schriftgelehrter. Das Missverständnis der „Verfälschung“ entstand durch spätere theologische und polemische Entwicklungen. Eine differenzierte Rückbesinnung auf die koranischen Aussagen könnte helfen, dieses Vorurteil abzubauen und die gemeinsame Grundlage zwischen Islam, Judentum und Christentum besser zu verstehen.


Mission unter Muslimen nicht erlaubt

Obwohl also der Koran die Bibel als authentisches und unverfälschtes Wort Gottes ansieht, haben die muslimischen Religionsbehörden kein Interesse daran, dass Muslime die Bibel lesen. So ist es Christen in muslimisch geprägten Ländern ist nicht erlaubt, unter Muslimen zu missionieren.

In Ländern wie dem Libanon, Pakistan oder den Golfstaaten sind die Bibelgesellschaften starken Einschränkungen unterworfen. Gesetzliche Bestimmungen und gesellschaftliche Normen verbieten den Übertritt vom Islam zu einer anderen Religion.

So konzentriert sich die Bibelgesellschaft in den Golfstaaten (Bahrain, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, Arabische Emirate) auf Migranten aus Afrika, den Philippinen oder Indien. Die Schweizerische Bibelgesellschaft unterstützt ein Alphabetisierungsprogramm für indische Arbeitsmigranten.

Mehr über das Projekt erfahren Sie hier.