Besuch Dr. Philip Noss

4. November 2024

Philip Andrew Noss (85), Berater für Bibelübersetzungen beim Weltbund der Bibelgesellschaften (UBS), besuchte uns am Donnerstag, den 17. Oktober 2024.

Er erzählte, wie er Bibelübersetzer und Übersetzungsberater wurde und von seinem grössten Projekt, die Übersetzung der Bibel in Gbaya, eine der Sprachen Kameruns.

Eingetaucht in eine Vielzahl von Sprachen

Philip Noss wurde in Minnesota, USA, geboren und wuchs in Kamerun auf, wo seine Eltern als Missionare tätig waren. Er war acht Jahre alt, sein jüngerer Bruder vier, als sie nach Kamerun kamen. 

Für die Ausbildung kehrte er in die USA zurück und studierte zunächst klassische Philologie und Französisch. Später wurde er Assistenzprofessor für afrikanische Sprachen und Literatur und war Direktor eines Übersetzungszentrums der Lutherischen Kirche. In den 80er Jahren war er Linguistikprofessor an der Universität Caabar in Nigeria, danach Übersetzungsberater des Weltbundes der Bibelgesellschaften für Afrika. 

Sein Lebenswerk ist die Bibelübersetzung in die kamerunische Sprache Gbaya, an der er über 30 Jahre als Übersetzungskoordinator mitgearbeitet hat. 

Gbaya – eine indigene Sprache aus Kamerun

Wie Gbaya tönt, sehen Sie im folgenden Video (Philipper 1,3-6):

Ja, schon, was er als Kind in Kamerun erlebt hat, waren wichtige Erfahrungen für die Bibelübersetzung. Als er in den USA studierte, kehrte er oft zurück nach Afrika und studierte die Sprachen der Indigenen, ihre Volkssagen und Geschichten. Dies alles war Basis für das damalige Pionierprojekt: Eine Bibel in Gbaya.

Gbaya ist eine sehr kleine Sprachgruppe, die nur von etwas mehr als 10’000 Menschen gesprochen wird (hauptsächlich in der östlichen Region Kameruns, insbesondere im Departement Lom-et-Djerem und in der Umgebung von Ngoura). Angesichts der begrenzten finanziellen Mittel und des Zeitaufwands, den eine Bibelübersetzung erfordert, haben die weniger verbreiteten Sprachen für den Weltbund eine geringere Priorität. Dennoch hat er sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2038 will er 1200 Bibelübersetzungen fertigstellen. Davon ist erst knapp die Hälfte in Arbeit. 

Wir wollten von Herrn Noss wissen, wie er die Herausforderung sieht, die Bibel in weniger verbreitete Sprachen zu übersetzen.

Um zu entscheiden, in welche Sprache die Bibel übersetzt werden soll, ist der Weltbund der Bibelgesellschaften (UBS) auf die lokalen Kirchen angewiesen. Diese äussern den Bedarf an einer Bibelübersetzung und der Weltbund hilft ihnen, Übersetzer zu finden oder auszubilden.


Was ist eine gute Bibelübersetzung?

Auf die Frage, was eine gute Bibelübersetzung ausmache, antwortete Noss, sie müsse das Herz ansprechen. Diese Herzenssprache müsse aber nicht immer die Muttersprache sein. Seine Muttersprache sei Englisch, aber andere Sprachen dienten ihm an verschiedenen Orten und in verschiedenen Zusammenhängen. 

Paratext: ein unverzichtbares Übersetzungswerkzeug

Ein etabliertes Programm für Bibelübersetzungen ist Paratext, das neben dem hebräischen oder griechischen Text verschiedene Bibelübersetzungen nebeneinander anzeigt und so Hilfe und Inspiration für die neue Übersetzung bietet. 

Zieh deine Schuhe aus!

Obwohl die modernen Technologien die Übersetzungsarbeit unterstützen, ist die menschliche Aufmerksamkeit und der Respekt vor den biblischen Texten etwas Unersetzliches. Philip Noss verweist auf die Berufung des Mose in Exodus 3:

Zusätzlich zu den ausgewählten Projekten leistet die Schweizerische Bibelgesellschaft jährlich einen bedeutenden Beitrag zur Unterstützung der Arbeit des Weltbundes (UBS). Mit diesem Geld werden die Unterhalts-, Reise- und Materialkosten der zahlreichen internationalen Übersetzer gedeckt.

Mit Ihrer Spende fördern Sie die wichtige Arbeit der Übersetzung und Verbreitung der Bibel.