Dr. Bayarjargal Garamtseren (kurz Bayar Garam) leitet die Neuübersetzung der Bibel ins Mongolische. Am 29. Oktober besuchte er uns in Biel. Seit diesem Jahr unterstützen wir das Übersetzungsprojekt der Mongolischen Bibelgesellschaft (MBG) und widmen auch die jüngste Ausgabe der SB-Zeitschrift “die Bibel aktuell” der Mongolei. Bayar Garam hat dazu mehrere Artikel beigetragen. Nun hatten wir die Gelegenheit, ihn persönlich zu treffen und ihn, das Projekt und sein Land besser kennen zu lernen.
In einem Interview beschreibt er zunächst die religiöse Situation in der Mongolei, einem Land in Zentralasien, das von autokratischen Regimen, Russland und China umgeben ist. Seit 30 Jahren ist die Mongolei ein demokratisches Land mit Religions-, Meinungs-, Reise- und Pressefreiheit.
Ein grosser Teil der Bevölkerung sind Buddhisten, ein weiterer grosser Teil Atheisten. Der Anteil der Christen beträgt etwa 2%, der Anteil der Muslime 1-2%. Die meisten Christen sind evangelisch-protestantisch, nur etwa 1000 sind katholisch.
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 endete auch in der Mongolei der Kommunismus. In den letzten 30 Jahren ist die christliche Bevölkerung um 2% gewachsen. Seither gibt es viel zu tun, um die noch junge Christenheit mit Bildungsmaterial auszustatten, damit sie ihre Bibelkenntnisse vertiefen kann.
Ein wichtiger Beitrag dazu soll die neue Bibelübersetzung leisten, die Bayar Garam 2014 lanciert hat.
Zwar gab es bereits eine Bibel in mongolischer Sprache, doch war diese wortwörtlich aus dem Englischen übersetzt und wirkte dadurch sperrig und unnatürlich.
Zunächst musste ein Team von Übersetzern zusammengestellt werden. Es sollten Menschen mit Bibelkenntnissen und Übersetzungserfahrung sein, die über Grundkenntnisse in Hebräisch oder Griechisch verfügten. Das Team der MBG begann mit kostenlosen Kursen in den biblischen Sprachen und wählte dann die geeignetsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus, um sie weiter auszubilden.
Im Gegensatz zu vielen Übersetzungsprojekten, die mit dem Neuen Testament beginnen, begann die MBG mit der Übersetzung des Alten Testaments, zunächst mit den einfacheren Texten. Als sich die Fähigkeiten der Übersetzer im Laufe der Zeit verbesserten, wandte sich das Team schwierigeren Texten zu, wie z.B. den poetischen Texten.
Bei der Poesie sind die Mongolen sehr anspruchsvoll, da sie tief in ihrer Kultur verwurzelt ist.
Eine Kostprobe gab Bayar Garam neulich bei seinem Besuch einer mongolischen Kirche in Genf, die ihr 10 Jähriges Jubiläum feierte. Er las ihnen die Psalmen 23 und 119.
Und so tönt der Psalm 23 in der Neuübersetzung:
Ein Psalm ist nicht nur ein Gedicht, sondern auch ein Lied. So hofft Bayar Garam, dass die neue Übersetzung der poetischen Texte die mongolischen Liedermacher inspiriert.
Die neue Bibel mit ihren Verstehenshilfen soll die mongolischen Christen mit allem ausstatten, was sie für ihr Zeugnis und ihre Beziehung zu Gott und zur Bibel brauchen. Auch für Gemeindeleiter, Lehrer und Prediger soll sie zu einer wichtigen Ressource werden.
So hofft Bayar Garam, dass durch die neue mongolische Bibel die mongolische Christenheit sowohl in der Mongolei als auch in den Diasporagemeinden im Ausland wächst und gestärkt wird.
Derzeit übersetzt das Team das Neue Testament. Bis 2026 ist geplant, die vollständige mongolische Bibel in Druckform zu veröffentlichen.