Wie wir täglich aus den Nachrichten vernehmen, gibt es weiterhin keine Anzeichen, dass der Krieg in der Ukraine bald aufhört. Wenn uns diese Nachrichten traurig und müde machen, so ist es für die Menschen im Kriegsgebiet ungleich dramatischer. Von unseren Kollegen der Ukrainischen Bibelgesellschaft (UBG) erhalten wir regelmässig Nachrichten, wie das tapfere Team trotz aller Schwierigkeiten die Hoffnung nicht aufgibt und weiterhin den Menschen seelsorgerlich und mit dem Wort Gottes zur Seite stehen. In seinem Lagebericht schildert uns der ukrainische Pfarrer Yurii Petrenko wie das Team der UBG die letzten Wochen erlebt hat.

Folgen der Bombardierung von Wohngebieten durch russische Streitkräfte
Heute ist der 1.343. Tag der vollständigen Invasion der Russischen Föderation – der 1.343. Tag eines grossen und schmerzhaften Krieges für unser Land.
Diese Tage waren für die Menschen in unserem leidgeprüften Land äusserst schwierig und belastend. Mit Beginn der kalten Jahreszeit hat der Feind seine Angriffe verstärkt, um unseren kritischen Infrastrukturen – Gas-, Energie- und Wasserversorgungssystemen – maximalen Schaden zuzufügen.
Dutzende Raketen verschiedener Typen und unzählige Drohnen wurden abgefeuert, um die Ukraine in Dunkelheit und Kälte zu stürzen und Angst und Verzweiflung zu verbreiten. Dutzende Regionen, Hunderte von Städten und Hunderttausende Ukrainer sind weiterhin ohne Strom und Heizung. Häuser, Schulen und Krankenhäuser werden zerstört. Doch trotz aller Herausforderungen arbeiten die Mitarbeiter der Versorgungsunternehmen unermüdlich daran, die lebenswichtigen Dienste in kürzester Zeit wiederherzustellen.
Und dennoch verlässt uns die Hoffnung nicht. Wir erinnern uns an die Worte der Heiligen Schrift: „Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht angenommen.“ (Johannes 1,5, BB). Ganz gleich, wie dunkel die Zeiten auch erscheinen mögen, Gottes Gegenwart bleibt bei uns. Heute suchen die Ukrainer mehr denn je zuvor geistlichen Trost, Frieden und Kraft im Herrn – und dies spiegelt sich eindrucksvoll in der aussergewöhnlichen Nachfrage nach Gottes Wort wider.
Wir sind jedem Einzelnen von Ihnen zutiefst dankbar – für Ihre Gebete, Ihre Unterstützung, Ihre Grosszügigkeit und Ihre Liebe zu unserem Volk. Dank unseres gemeinsamen Dienstes strahlt das Licht des Wortes Gottes auch inmitten der tiefsten Dunkelheit weiter.

Ein weinendes Kind nach einem Angriff auf einen Kindergarten in Charkiw, Ukraine, im Jahr 2025.
Der schrecklichste Vorfall war die Zerstörung eines Kindergartens in Charkiw. Die Rettungskräfte reagierten schnell und konnten die Kinder retten.
Unsere Kollegen aus der Ostabteilung der UBG haben zusammen mit den Seelsorgern verwundete Soldaten in einem Krankenhaus in Charkiw besucht. Diese Treffen finden mittlerweile regelmässig statt: Bei einer Tasse Kaffee und kleinen Leckereien bringen die Geistlichen ihre Dankbarkeit, Unterstützung und Liebe zum Ausdruck – nicht nur in Worten, sondern auch in Taten.
Während des Besuchs bat einer der Soldaten, Oleksandr aus Cherson, um eine Kinderbibel für seine Kinder und seine Frau, die derzeit gegen Krebs kämpft. Ein anderer Patient, Bakha aus Charkiw, ein ehemaliger Unternehmer, der einst einen Laden auf dem Barabashovo-Markt besass, sagte: „Ich bin muslimischen Glaubens, aber meine Kinder lieben es, Geschichten über Gott zu hören und zu lesen“, als er dankbar eine Kinderbibel entgegennahm.

Das Team der Ukrainischen Bibelgesellschaft besucht Soldaten in einem Krankenhaus in Charkiw.
Viele der Verwundeten haben dringende Bedürfnisse – grundlegende Dinge wie Hygieneartikel, Kleidung und andere lebensnotwendige Güter –, aber sie sehnen sich auch zutiefst nach menschlicher Nähe und Wärme. Viele haben ihre Familien verloren; ihre Angehörigen sind weit weg oder nicht mehr am Leben.
Das Ziel dieses Dienstes ist es, Menschen, die die Hölle des Krieges durchlebt haben, dabei zu helfen, Liebe, Würde und ihren eigenen Wert zu spüren – sowohl in den Augen der Menschen als auch vor Gott.
