Timotheus-Briefe

Die zwei Timotheus-Briefe werden auch «tritopaulinische» oder «Pastoralbriefe» genannt, weil sie wohl erst ca. 50-70 Jahre nach dem Tod des Paulus geschrieben wurden: Ein unbekannter Autor lieh sich die Autorität des Apostels, um seinen eigenen Ansichten in den Gemeinden Gewicht zu geben – eine in der Antike durchaus übliche literarische Form der sogenannte Pseudepigraphie, die heute ungewohnt ist.

Dabei vertritt «Paulus» z.B. zur Unterordnung von Sklavinnen, Sklaven und Frauen sowie in der Propagierung hierarchischer Gemeindestrukturen gesellschaftspolitisch konservative Positionen. Das passt schlecht zur geistgewirkten Freiheit und Einheit in Christus, die Paulus selber verkündet hatte (vgl. Gal 3,26-28).

Die (ebenfalls fiktiven) Empfänger der Briefe gehörten jedoch tatsächlich zu den engsten Mitarbeitern des Paulus: Timotheus, der Mitabsender mehrerer Paulusbriefe (1 Thess, 2 Kor, Phil, Phlm), hatte eine jüdische Mutter, Titus nicht-jüdische Eltern. Zur besseren Anerkennung unter Judenchristen forderte Paulus den Timotheus zur Beschneidung auf (Apg 16,1-3), Titus blieb geradezu demonstrativ unbeschnitten (Gal 2,1-3).

Jetzt die Bibel lesen