Jesaja

Jesaja bedeutet «JHWH rettet». Der erste Teil des Buches (sog. Protojesaja, Kap. 1-40) enthält die grundlegende Verkündigung des historischen Propheten aus Jerusalem (ca. 740-701 v. Chr.): Seine Berufungsvision (Kap. 6), Sozialkritik und Gerichtsprophetie (z.B. Kap. 1; 3f), das Weinberg-Lied über die Beziehung Gottes mit Israel (Kap. 5), seinen Konflikt mit König Ahas (Kap. 7) bis hin zu endzeitlich-messianischen Texten mit Friedensvisionen und der Völker- wallfahrt zum Zion (Kap. 2; 9; 11).

Die Orientierung im Jesaja-Buch ist anspruchsvoll, weil es kunstvoll komponiert wurde: Wie Steinmetze an einer gotischen Kathedrale haben viele Hände jahrhundertelang an den ursprünglichen Texten weitergeschrieben. Als Gesamtkunstwerk und in seinen Einzeltexten wirkt das wichtigste Prophetenbuch gleichermassen grossartig, aufrüttelnd und verheissungsvoll. In christlicher Sicht werden zahlreiche Texte aus Jesaja auf die Geburt und das Wirken Jesu bezogen.

In Jes 40-55 äussert sich während des babylonischen Exils (587-539 v. Chr.) ein Prophet, der in der Tradition des historischen Jesaja (ca. 740-701) steht und deshalb «zweiter Jesaja» (Deuterojesaja) genannt wird. Er verkündet Trost und Rückkehr nach Jerusalem. Weil diese Rückkehr durch den persischen König Kyrus II. ermöglicht wird, der Babylon erobert, preist Deuterojesaja ihn als «Gesalbten» Gottes, also Messias (Kap. 45).

Zugleich betont der zweite Jesaja die Einzigkeit des Gottes Israels. In christlicher Relektüre werden zahlreiche Stellen auf das Wirken Jesu bezogen. In Deuterojesaja betrifft das v.a. die sog. «Gottesknechtslieder », die von einer geheimnisvollen, teils individuellen, teils kollektiv mit Israel identifizierten.

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