Mitgliederversammlung 2016

1. Juni 2016

Die Mitgliederversammlung vom 31. Mai 2016 in Bern konzentrierte sich auf das Kernanliegen der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB): die Bibelübersetzung. Zu Gast waren Referenten aus den Bibelgesellschaften in Deutschland, Frankreich und Italien. Sie stellten drei aktuelle Übersetzungsprojekte vor.

Auf Einladung der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn fand die diesjährige Mitgliederversammlung der SB im «Haus der Kirche» in Bern statt. Pfr. Iwan Schulthess, Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, hiess die Delegierten, Einzelmitglieder und Gäste herzlich willkommen. Detlef Hecking, Leiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks, überbrachte ein Grusswort von Seiten der katholischen Schwesterorganisation. Ebenfalls ein Grusswort überbrachte Raymond Henchoz, Generalsekretär der Mission Evangélique Braille MEB.

Der Morgen stand im Zeichen des statutarischen Teils. Während gut zwei Stunden widmeten sich die rund 45 anwesenden Delegierten, Einzelmitglieder und Gäste den Geschäften. Reto Mayer, Präsident der SB, führte durch den Morgen. Es galt abzustimmen über den Jahresbericht und über die Jahresrechnung, welche mit einem positiven Ergebnis in der Höhe von 30‘830 Franken abschloss. Grund dafür war die Auflösung der stillen Reserven auf dem Warenlager. Die Mitglieder haben den Jahresbericht und die Jahresrechnung genehmigt. Die Jahresrechnung wurde das erste Mal in allen Teilen nach Swiss GAAP FER 21 erstellt. Mit dieser Rechnungslegung für gemeinnützige Nonprofit-Organisationen ist es möglich, dass die SB den Ehrenkodex der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA beantragen kann.

Weiteres in Kürze:

  • Der «Ausserordentliche Erfolg» beläuft sich auf 167‘855 Franken. Dieser Erfolg setzt sich vor allem durch die Auflösung der stillen Reserven auf dem Warenlager zusammen.
  • Der Bibelverkauf (Handelsertrag) hat besser abgeschnitten als budgetiert und auch besser als im Vorjahr.
  • Weniger erfreulich ist die Mittelbeschaffung bei den Kollekten und Beiträgen. Hier fehlen im Vergleich zum Vorjahr zwei grosse Kollekten.
  • Neu ist die Geldflussrechnung, die zeigt, wie sich die Veränderung im Legatefond zusammensetzt.

Jahresbericht 2015

Geldflussrechnung

Strategie der Schweizerischen Bibelgesellschaft

Über den Strategieprozess informierten die externe Beraterin Ursula Michel und Eva Thomi, Geschäftsführerin der SB. Die Arbeitsgruppe, die für den Strategieprozess verantwortlich ist, erstellte begleitet von Ursula Michel ein zwölfseitiges Grobkonzept. Die Leitidee der Arbeitsgruppe lautet wie folgt: «Das Buch steht jedem Menschen der danach fragt, in der Sprache seines Herzens zur Verfügung. Wir machen die Bibel für alle zugänglich und sichtbar». Das Ziel ist, in drei Jahren einen neuen Standort mit Ladengeschäft an zentraler Lage zu haben. Am neuen Standort soll ein Ort der Begegnung geschaffen werden. Der Vorstand muss das Konzept noch diskutieren und erste Beschlüsse fassen.

Zwei neue Vorstandsmitglieder

Zwei Vorstandsmitglieder wurden in Abwesenheit verabschiedet: Pfrn. Antje Kirchhofer, Vertreterin der Christkatholischen Kirche, und Dr. theol. Soham Al-Suadi, Vertreterin der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Zürich. Beide traten aus familiären Gründen zurück.

Neu in den Vorstand gewählt wurde Pfarrerin Liza Zellmeyer als Vertreterin der Christkatholischen Kirche. Sie übernimmt die Nachfolge von Antje Kirchhofer. Sie ist Pfarrerin in den christkatholischen Kirchgemeinden Allschwil-Schönenbuch und Birsigtal und Radiopredigerin bei Radio SRF.

Neu in den Vorstand gewählt wurde auch Pierre Alain Mischler als Vertreter der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons Wallis. Er ist Diakon in der Paroisse protestante du Coude du Rhône Martigny-Saxon und ehemaliger Synodalrat. Die Conférence des Églises réformées de Suisse romande (CER) hatte Mischler zur Wahl empfohlen.

Der protestantische Pfarrer PD Dr. Innocent Himbaza (Institut Barthélemy, Freiburg) erzählte von der Jahrestagung des Global Bible Translation-Teams des Weltbundes der Bibelgesellschaften in der Türkei.

Werkstattberichte zu drei Bibelübersetzungs-Projekten

Das Nachmittagsprogramm gab Einblicke in drei aktuelle Bibelübersetzungs-Projekte.
Dr. Hannelore Jahr, Leiterin des Bereichs Lektorat / Bibelübersetzung bei der Deutschen Bibelgesellschaft, erläuterte die Hintergründe für die Revision der Lutherbibel zum Reformationsjubiläum 2017. Auslöser für die Revision sei gewesen, dass die bisherige Fassung der Lutherbibel (Altes Testament von 1964 und Neues Testament von 1984) nicht mehr dem heutigen Stand der Wissenschaft entspreche. Siebzig Wissenschaftler arbeiteten an der Revision, die nun gedruckt wird. An vielen Stellen waren in den vergangenen Revisionen Modernisierungen vorgenommen worden, die die prägnante Luthersprache verflacht haben. Die Wissenschaftler fanden gute Gründe, beim Original Luther zu bleiben. Unter anderem weil viele Begriffe im kulturellen Gedächtnis Deutschsprachiger verankert seien, erklärte Hannelore Jahr. Modernisiert wurden lediglich Begriffe wie beispielsweise «Wehmutter» (Hebamme), die heute nicht mehr verständlich sind.
Text „Lutherbibel 2017 – Was ist neu?“

Die Projektleiterin der Revision der Bible en français courant BFC, Dr. Valérie Duval-Poujol, gab einen Einblick in ihre Arbeit. Mehr als 55 Spezialisten arbeiten an der Revision der BFC, eine der bekanntesten französischen Bibeln. Sie soll 2018 erscheinen. Die Spezialisten passen den Wortschatz an, weil sich die Sprache weiterentwickelt hat und gewisse Worte heute nicht mehr die gleiche Bedeutung haben. Ausdrücke wie beispielsweise «guerre sainte» oder «race» stehen in der aktuellen BFC. Für diese Worte müssen für heutige Ohren weniger zwiespältige Synonyme gefunden werden, die dem Text aber gleichwohl treu bleiben. Zudem verwenden die Übersetzer neu Ausdrücke, die die Frauen einbeziehen, und überarbeiten die Einführungen für die Lesenden, um die Aktualität der biblischen Texte zu veranschaulichen.
Text Referat auf Französisch

Dr. Valdo Bertalot, Generalsekretär der Italienischen Bibelgesellschaft, stellte das Projekt Bibbia della Riforma – 500 anni vor. Im Gegensatz zu den anderen Projekten ist es eine neue Übersetzung, keine Revision. Der Anlass dafür ist das Reformationsjubiläum. Es ist das erste Übersetzungsprojekt bei dem alle protestantischen Kirchen und Freikirchen in Italien beteiligt sind, beispielsweise die Pfingstgemeinden, Waldenser und Baptisten. Das Ziel ist eine präzise Übersetzung mit einem hohen Sprachniveau und in einem modernen Italienisch. Die neue Übersetzung möchte Menschen ansprechen, die die Kirchensprache nicht mehr kennen (Worte wie beispielsweise Sünde oder Reue werden ausgetauscht). Momentan arbeiten vier Theologen am Neuen Testament und zwei Theologen an den Psalmen. Das Neue Testament soll 2017 fertig gestellt sein.
Text Referat auf Italienisch