Lk 1-2 nimmt als «Ouvertüre» zum Lukasevangelium Themen vorweg, die im lukanischen Doppelwerk (Lukas hat auch die Apostelgeschichte geschrieben) eine zentrale Rolle spielen werden: Die alten Verheissungen an Israel erfüllen sich neu, Gottes Liebe gilt zunächst den Armen, eine Zeit von Rettung, Frieden und Heil beginnt. Dabei erzählt Lukas nicht nur von der Geburt Jesu, sondern parallel auch von der Geburt Johannes des Täufers: Israel und die Jesus-messianische Bewegung, die Kirche, gehören zusammen.
Ausserordentlich anschaulich erzählt Lukas dann vom Leben Jesu. Viele bekannte Geschichten kennen wir nur von ihm, z.B. den Vater mit den beiden Söhnen (15,11-32), die um ihr Recht kämpfende Witwe (18,1-8) und Zachäus (19,1-1). Mit seinem zweibändigen Werk (er ist auch Autor der Apostelgeschichte) will Lukas Sicherheit im Glauben vermitteln (1,4). Er betont, wie sich Gottes Liebe zu Israel in Jesus von Nazareth verdichtet und für die ganze Welt öffnet. Den Armen gilt sein besonderes Interesse. Lukas widmet seine um 85-90 n. Chr. Verfasste Schrift einem gewissen Theophilus («Gottlieb»), womit ein Förderer seines Werkes gemeint sein kann – oder alle, die als «Gottesfreunde» leben.