Bibeldruck: Die schwarze Kunst

Wie eine Druckerpresse im 15. Jahrhundert funktionierte, kann unsere Mitarbeiterin Esther Boder in der Schweizerischen Bibelgesellschaft zeigen. Für Gruppen setzt sie die nachgebaute Druckerpresse sogar in Gang.

Nach einer kurzen Einführung können dann die Interessierten gleich selbst testen, wie die Druckerpresse funktioniert und sich „ihren“ Psalm 23 „Der HERR ist mein Hirte…“ (Luther)  oder Sprüche 21,21 „Wenn du anderen Güte und  Liebe erweist, findest du Gegenliebe, Ansehen und ein erfülltes Leben“ (GN) drucken.

Die 42-Zeilen Bibel

Damals wie heute ist für viele die Herstellung von Drucksachen ein „Buch mit sieben Siegeln“. Daher nannte man sie lange Zeit die „schwarze Kunst“. Als Meisterwerk der Typographie kann man Gutenberg u.a. die zweibändige 42-zeilige lateinische Bibel zusprechen. Zwei Spalten wurden auf jede Seite gedruckt. Praktisch jede Spalte enthält 42 Zeilen.  Die Bibel umfasst 1‘282 Seiten.

Die handschriftliche Vorlage für den Druck war eine sogenannte Vulgata, eine lateinische Übersetzung des Hieronymus aus dem 4. Jahrhundert. In der Zeit Gutenbergs war diese Bibelversion weit verbreitet.

Die eigentliche Erfindung Gutenbergs ist allerdings nicht die Druckerpresse, sondern das Hand-Giessinstrument mit seinem in der Breite variablen Giesskanal. Mit ihm liessen sich einzelne Lettern in unbegrenzter Menge giessen oder – modern ausgedrückt – Normteile seriell produzieren. Eine Erfindung, die aufgrund ihrer Genialität die Welt verändern sollte.

Im Zeitraum von 1452 – 1455 wurden in der Werkstatt von Gutenberg ca. 180 Bibeln mit einer solchen Druckerpresse gedruckt. Farbige Zeichnungen und Initialen wurden nach dem Druck individuell eingefügt. Dadurch war jede Ausgabe der Bibel ein Unikat. Die Bibeln sollen bereits vor ihrer Vollendung verkauft gewesen sein. Heute sind nur noch ca. 48 Exemplare erhalten. 1987 wurde zuletzt eines dieser Bücher verkauft: Der Kaufpreis von 9,75 Millionen DM (rund 5 Millionen Euro) ist einer der höchsten, die je für ein Druckwerk bezahlt wurden.

Gutenbergs Erfindung – seine Satz- und Drucktechnik – war bis ins 18. Jahrhundert hinein keinerlei Veränderungen unterworfen.

Heute steht in China eine der modernsten Bibel-Druckereien. Am 8. November 2012 wurde hier die 100-millionste Bibel gedruckt: Davon wurden allein in China 60 Millionen verbreitet und 40 Millionen in die ganz Welt exportiert.

Quelle: Bibelgalerie Meersburg, de.wikipedia.org, die-Bibel aktuell