Anlässlich des zweihundertjährigen Jubiläums der Brailleschrift planen verschiedene Organisationen, wie die Europäische Blindenunion, Veranstaltungen, um die Innovation des Franzosen Louis Braille (1809-1852) zu würdigen. Der Weltbund der Bibelgesellschaften (UBS) möchte in diesem Jahr besonders auf die rund 40 Braille-Übersetzungsprojekte aufmerksam machen, mit denen er sehbehinderte Menschen weltweit erreichen will, damit das Wort Gottes allen zugänglich wird.
In diesem Jahr (2025) wird der 200. Geburtstag der Brailleschrift gefeiert. Heute haben über 2,2 Milliarden Menschen weltweit Sehschwierigkeiten, davon sind rund 50 Millionen blind. Tendenz steigend. Nur ca. 10 % davon können Brailleschrift lesen und schreiben.
Im Alter von nur 16 Jahren entwickelte Louis Braille 1825 die Blindenschrift. Der Franzose war als kleiner Junge durch einen Unfall mit einer Ahle in der Werkstatt seines Vaters auf einem Auge erblindet und verlor nach und nach auch das zweite Auge durch eine Bindehautentzündung.
Louis Braille, Ausschnitt der Porträtminiatur von Lucienne Filippi, Geburtshaus in Coupvray
Bis zu dieser Zeit bestand die Blindenschrift aus Reliefbuchstaben, d. h. der ganze Buchstabe hob sich stark aus dem Blatt und die Blinden brauchten sehr lange, um einen Text zu entziffern.Braille, ein sehr aufgeweckter Schüler, fand das mühsam und tüftelte an einem Schrift-System, bei dem nur wenige Punkte ausreichten, um einen Buchstaben zu schreiben. Brailles Erfindung hat die Alphabetisierung und Bildung Millionen blinder Menschen weltweit revolutioniert.
Bereits mit 17 Jahren stellte ihn die königliche Einrichtung Junger Blinder (Institution Royale des Jeunes Aveugles) in Paris als Lehrer ein. Er unterrichtete Grammatik, Mathematik, Geschichte, Geographie und Musik, für die er auch ein Punktesystem entwickelte.
1878 wurde Braille international auf dem Weltkongress zur Verbesserung des Schicksals der Blinden und Taubstummen in Paris für alle Sprachen empfohlen.
40 Projekte für Menschen mit Sehbehinderung
Heute unterstützt UBS weltweit rund 40 Projekte, damit Menschen mit Sehbehinderung Zugang zu den Texten der Bibel haben in der Sprache und in dem Format, die sie benötigen (Braille-Schrift, Grossdruck oder Audio).
1983 verabschiedete der vom UBS einberufene internationale Kongress in Darmstadt ein Übereinknommen über die Normen für das Layout der Bibel in Brailleschrift, das für alle Sprachen gilt. Ziel war, blinden Menschen weltweit den Zugang zur Bibel zu erleichtern, indem ein einheitliches und benutzerfreundliches Format für Braille-Bibeln geschaffen wird.
Seit einigen Jahren wird die Bibel mit Hilfe einer Braille-Transkriptionssoftware übertragen. Neben Bibeln kann UBS inzwischen auch Kinderbibeln und andere Studienliteratur drucken. Heute existiert eine vollständige Braille Bibel in rund 50 Sprachen und Teile der Bibel in ca. 200 Sprachen.
Die 19-jährige Saikhantsetseg liest einen Abschnitt der vollständigen Braille-Bibel auf Mongolisch, die 2020 dank der neuen Transkriptionssoftware veröffentlicht wurde.
Foto: Bibelgesellschaft Mongolei
Patrick Owiyo bei der Lektüre eines Bandes der allerersten Blindenschriftbibel in Acholi, die am 20. November 2021 von der Bibelgesellschaft von Uganda herausgegeben wurde. Patrick Owiyo spielte eine wichtige Rolle bei der Einführung der Blindenschrift in seiner Sprache und wird nun ausgebildet, um der erste blinde ordinierte Pfarrer des Landes zu werden.
Foto: Bibelgesellschaft Uganda.
Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband hat sieben spannende Fakten über die Brailleschrift zusammengestellt:
Spannende Fakten über die Punktschrift
Mit einer Spende an die Schweizerische Bibelgesellschaft leiste Sie einen wichtigen Beitrag, um bibelgesellschaftliche Projekte weltweit, darunter auch Projekte für Menschen mit Sehbehinderung, effizient und bedarfsgerecht zu fördern.